Vernetzt oder Verstrickt?
Johannes Brahms und die Herzogenbergs
Aus der Klangchronik:
„Elisabeth war eine hochbegabte Pianistin. Ich war entzückt von ihrem Talent und überrascht von ihren Fortschritten. Sie hatte den weichsten Anschlag, die geläufigste Technik, rascheste Auffassung, das ungewöhnlichste Gedächtnis und den seelenvollsten Ausdruck im Spiel - mit einem Wort, sie war ein Genie! Dabei war sie wunderschön, klug, hochgebildet, edel und von bestrickender Liebenswürdigkeit im Umgange. Man musste sich in sie verlieben.“
Dieser Schilderung ist noch hinzuzufügen, dass es der 30jährige Johannes Brahms war, der diese hochgepriesene Elisabeth von Stockhausen, spätere von Herzogenberg, am Klavier unterrichtete. Ihr Wiener Klavierlehrer jedoch hiess Julius Epstein. Warum gleich zwei Klavierlehrer für die holde Elisabeth? Darüber und über sehr vieles mehr wird in dieser Klangchronik berichtet, u.a. auch, weshalb Herzogenberg seine Schreibfeder mit der Maurerkelle vertauschte und „auf der unbeschreiblich sanft en Anhöhe von Heiden mit ihrem unendlichen Horizont und den kräftigen Matten und Tannenwäldchen“ sein „Haus Abendroth“ baute.
Hier nur soviel: Das spätere Beziehungsgeflecht zwischen Johannes Brahms und dem Ehepaar Elisabeth und Heinrich von Herzogenberg ist aus einem ganz besonderen Stoff gewoben. Während Elisabeth innerhalb dieses Dreiecks zusehends an Profil gewinnt und für Brahms eine wichtige kritische und hochkompetente künstlerische Beraterin und Partnerin – kurz: seine „Seelenfreundin“ wird, verblasst daneben ihr Gatte als Komponist, wird zur Nebenfigur.
Und warum? Herzogenberg ist Edelmann durch und durch, vornehm zurückhaltend, nie verletzend, setzt sich nicht in Szene, auch wenn es gälte, die eigenen Werke in Erinnerung zu rufen, für öffentliche Beachtung zu sorgen. Er ist Brahms durch und durch ergeben und er ist mit der Frau verheiratet, für die Brahms schwärmt ...
Und dabei erhält Heinrich von Herzogenberg immer wieder Beifall von „höchster Stelle“: „Wer im Stande ist, ein so gutes Klaviertrio zu schreiben, der hat Anspruch auf Anerkennung seines Talents, seines Wissens und Könnens und diese zolle ich dem Componisten mit Vergnügen“, sagt der grosse Geiger Joseph Joachim. Und in der „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ heisst es: „Herzogenberg hat nicht wenige Werke geschaffen, die die Nachbarschaft von Brahms niemals hätten fürchten müssen.“
Eine Klangchronik von Armin Brunner
Nicolas Senn
Hackbrett
Muriel Schwarz
Sopran
Trio Fontane
Noëlle Grüebler (Violine)
Jonas Kreienbühl (Violoncello)
Andrea Wiesli (Klavier)
Graziella Rossi
Sprecherin
Helmut Vogel
Sprecher
Musik von
Johannes Brahms (1833 - 1897)
Heinrich von Herzogenberg (1843 - 1900)
Elisabeth von Herzogenberg (1847 - 1892)
Franz Liszt (1811 - 1886)
Johann Anton Moser (1853 - 1921