Soweit der Klang reicht...
Zwei Uraufführungen/Kompositionen und Piano-Improvisationen von Chris Wiesendanger
Versus – Stück für Solostimme und Trommel (von der Sängerin selbst gespielt) - Sonoe Kato – Gesang und Trommel
Die Stimme im Wechselspiel mit einer Trommel. Die Stimme auch als Rhythmusinstrument, die Trommel auch als Melodieinstrument. Stimme und Trommel erzeugen klangliche Signale. Diese Signale kommunizieren miteinander. Mich interessiert es wie eine Einzelstimme orchestrierend sein kann; die Trommel dringt mit ihren schneidenden Akzenten in die Ritzen der Töne, die Stimme bildet einen Klang – Körper um die kurzen Akzente der Trommel, umfliesst sie. Der Atem der Trommel und die Akzente der Stimme interessieren mich. Wenn Stimme und Trommel von der gleichen Person gesungen bzw. gespielt werden, wird Rhythmus und Klang eins. Meine Beobachtungen hierzu entstammen dem japanischen No-Theater 能楽.Ich finde es faszinierend und in dieser Art einmalig wie im No-Theater Flöte und verschiedene Trommeln (die Trommelakzente werden von der Stimme des Trommelspielers gedoppelt) den Schauspieler und die Handlung klanglich orchestrieren und begleiten. Die Klangwelt des No-Theaters ist eine grosse Inspiration für die Komposition von Versus.
Komposition für 2 Geigen - Gerdur Gunnarsdottir & Kirsten Harms – Violinen
Klang als vorübergehende Form, als ephemeres Gebilde. Klang als Spur, die sich hinterlässt und in den Raum einschreibt. 2 gleiche Instrumente; die unisono spielen, sich dann verzweigen und auseinander bewegen, für eine kurze Zeit gehen die Stimmen ihren eigenen Weg und treffen sich dann wieder im Einklang. Wo beginnt das Andere, das Zweite? Wie klingt das Eine? Ein Unisono ist nie ganz ein Unisono.
In Komposition für 2 Geigen bilden sich verschiedene Zustände, nehmen kurz eine Form an, und lösen sich dann wieder auf. Impulse erzeugen Resonanz und diese Resonanzen gehen weit über den bereits verstummten Klang hinaus und haben Wirkung auch an viel späterer Stelle.
Als Komponist interessieren mich die Übergänge und Ränder der Klänge, der Ort wo das Noch-Nicht in ein Sein übergeht und das Da-Gewesene noch Nach-Wirkt. Ich untersuche Klänge in ihrer Fragilität und Begrenzung. Wenn ich eine bildliche Metapher verwenden darf: Eine einzelne Schneeflocke fällt langsam auf einen Stein und schmilzt.
Solopiano Improvisationen - Chris Wiesendanger – Piano
Chris Wiesendanger spielt seit langer Zeit Solokonzerte. Im Sommer 2011 hat er im Zürcher Radiostudio eine Soloaufnahme gemacht. Frei improvisierte Musik, welche seine vielfältige Beschäftigung mit verschiedenster Art von Musik spiegelt. Tief verwurzelt in der Tradition des Jazzklaviers und des Blues aber auch bestens vertraut mit der Literatur der klassischen und der Neuen Musik, erforscht er traditionelle Spieltechniken ebenso, wie auch neue Ausdrucksformen.
Solo zu spielen, ist die tägliche Arbeit des Pianisten. Frei improvisieren heisst Strukturen zu durchbrechen, mit sich selber in Dialog treten und jeden Augenblick wachsam und frisch anzugehen. Solo spielen heisst auch den Moment anzunehmen. In der Musik von Chris Wiesendanger steht Konzentration und Präsenz im Zentrum. Aus diesem ruhenden Zentrum heraus entfaltet sich Polyphones und Polyrhythmisches.
Vielschichtige Klanggewebe und Ueberlagerung von Bewegungsabläufen stehen im Gegensatz zu Leere und offenem Raum. Die Musik breitet sich aus, erzeugt Resonanz, bringt Veränderung hervor, und kehrt ins Verstummen zurück.
In diesem Programm interagiert und reagiert der Pianist Chris Wiesendanger mit seinen beiden hier aufgeführten Kompositionen. Ein improvisatorisches Nachspiel und Nachdenken über seine eigenen Kompositionen.
Abendkasse und Theater-Bar öffnen um 19.00 Uhr
Sonoe Kato
Gesang und Trommel
Gerdur Gunnarsdottir
Kirsten Harms
Violinen
Chris Wiesendanger
Piano
Chris Wiesendanger
http://www.wiesendangermusic.ch